Vicus

Das ursprünglich als Lagerdorf errichtete Budendorf - "Wein, Weib und Gesang" für die Soldaten - wuchs sich zu einer Zivilsiedlung mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von mindestens 500 Metern aus. Es entstand eine typische römische Straßensiedlung, die aus langrechteckigen Gebäuden mit Schmalseite zur Straße, sog. "Streifenhäusern", bestand. Im Hinterhof befanden sich oft Werkstätten der verschiedensten Art. Es sind einige Töpferöfen nachgewiesen und es fanden sich auch Spuren von Metallbearbeitung. Gefundene Werkzeuge zur Holz- und Steinbearbeitung verweisen auf das Bauhandwerk.

Keller

Der Keller des Gebäudes Nr. 7 ist das Kernstück des Museums. Die verschiedenen Bauphasen (auf großen Tafeln erläutert) dokumentieren die wechselvolle Geschichte des Vicus. Die Ausmaße und die aufwendige Gestaltung - Wandnischen, Stuck mit heute noch sichtbarer Bemalung - legen nahe, dass es sich hier nicht um einen "normalen" Vorratskeller handelt. Die deutlich erkennbaren Feuerstellen sowie die Funde von Götterfiguren und zahlreichen Trinkgefäßen deuten eher darauf hin, dass hier Versammlungen abgehalten wurden. Vielleicht kamen hier Kaufleute zusammen, um sich bei Merkur für für gute Geschäfte zu bedanken oder um seinen und Eponas Schutz für einen Warentransport zu erflehen.

Merkur_Rosmerta Merkur

Über die Bewohner des Vicus, überwiegend wohl Handwerker und Händler, kann man nur Vermutungen anstellen. So weist die Verehrung der Epona, einer keltischen Gottheit der Pferde, auf Fuhrleute, Handel und Verkehr hin. Diese Gottheit war nicht nur bei den Kelten beliebt, sondern sie ist, wie die anderen gefundenen Bildnisse, typisch provinzialrömisch. Auch die beiden Merkur-Bildnisse verweisen auf den Handel. Da die Statue beschädigt wurde, kann man nur annehmen, dass es sich bei der weiblichen Figur um die keltische Gottheit Rosmerta handelt. Rosmerta war eine keltische Göttin der Fruchtbarkeit und hatte meist Merkur als Begleiter.
Heute genießt die Göttin Rosmerta größere Bekanntheit, da sie als Bardame in den "Drei Besen" in den Harry-Potter-Romanen erscheint. Auch die Epona hat durch die Sängerin Enya Pop-Berühmtheit erlangt. In englischer Sprache gibt es eine vorzügliche Website zu Epona.

Aufschluss über die ethnische Zusammensetzung der Bewohner des Vicus könnte auch eine namenkundliche Untersuchung der zahlreichen eingeritzten Namen auf den Gefäßen bringen. Schon im Bericht der Reichs-Limes-Kommission sind Namensstempel abgebildet (linkes Bild). Im Keller des Gebäudes Nr. 7 wurden zahlreiche Schalen mit Namenszeichen gefunden (rechtes Bild).